MENSTRUATION

Dieser Artikel soll nicht nur Frauen ansprechen, sondern auch Männern ein wenig die Berührungsangst nehmen, denn ich beobachte seit Jahren, dass das Thema Menstruation immer mehr in einer dunklen Ecke verschwindet. Eine normale Entwicklung, da die Werbung den Umgang mit dem weiblichen Zyklus schon fast in etwas fiktives verwandelt. Frauen hüpfen mit weißen Unterhosen in einer perfekten Wohnung herum und vermitteln totale Zufriedenheit.

Liebe Leute, so sieht es nicht aus. Zunächstmal kenne ich keine einzige Frau, die ein weißes Höschen während ihrer Periode trägt und ist mir auch nicht bekannt, dass man sich super-mega-sauwohl in der eigenen Haut fühlt. Weder davor, noch währenddessen, geschweige denn 2 Tage später. PMS ist kein Sympton, was ich mir ausdenke um Männern auf den Keks zu gehen, sondern eine nervige Angelegenheit. Auch Unterleibskrämpfe sind nicht so lustig und banal, wie sie von manchen dargestellt werden.

Die Menstruation soll sauber und diskret ablaufen, am besten nicht wahrgenommen werden. Die Periode hat einen denkbar schlechten Ruf, wird oft als Ballast dargestellt und macht es vielen Frauen schwer sich mit ihren ureigenen, natürlichen Körperrhythmen auseinander zusetzen. Scham vor den eigenen Gerüchen und Körperflüssigkeiten führen oft zu einer übertriebener Hygiene und ist einfach eine unpassende Botschaft.

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Ich möchte mich absolut nicht über mein Geschlecht beklagen, ganz im Gegenteil – ich mag es eine Frau zu sein und bin vollkommen zufrieden. Aber stellt Euch mal vor, ihr seid eigentlich recht glücklich mit Eurem Körper und trotzdem gibt es Tage, da könntet ihr ohne ersichtlichen Grund einfach nur den ganzen Tag weinen. Das zerrt unheimlich an den Nerven und ich bin mir sicher das strahle ich auch aus.
Denkt bitte nicht, ich möchte hier die Männerwelt an den Pranger stellen – wirklich nicht – das liegt mir fern. Wäre ich ein Mann und würde die Erfahrungen einer Frau nicht machen, würde es mir sicher ähnlich ergehen. Aber ein bisschen mehr Empathie wäre schön. Schweigt es nicht tot und steckt Euch Sätze wie : „Wenn sie ihre Tage hat, ist Blow Job Woche.“ sonst wo hin. Mir ist bewusst, dass die guten unter Euch, so eine Aussage nicht besonders charmant finden und auch nicht formulieren würden, allerdings ist sie eben auch nicht ausgedacht, sondern habe ich diesen Satz so oder in abgewandelter Form schon desöfteren gehört.

Nicht genug, dass ich mich in dieser Woche eh schon nicht, wie ein Mensch fühle, nein mir wird das Frau-sein auch genommen, in dem ich dann noch mit taktlosen Aussagen konfrontiert werde. Jeder geht anders damit um, das ist mir durchaus bewusst und ich bin in einem sehr demokratischen und aufgeklärten Umfeld aufgewachsen, dass ich selbstbewusst darüber sprechen kann.
Aber wie ist es mit Frauen und Mädchen, die allein gelassen werden mit ihrem „Problem“. Es geht ja sogar soweit, dass sich Mädchen schämen, wenn sie ihre erste Periode haben. Und das im vermeintlich aufgeklärten Europa.

alle Farben des Blutes haben eine Bedeutung.

 

Richtig bewusst wurde mir der ignorante Umgang erst, als ich auf Bali an einem Tempel war, wo auf einem Hinweisschild zu lesen war, dass Frauen während ihrer Periode der Zutritt untersagt ist. WHAT? Weil sie sonst alles mit Blut vollschmieren oder wie? Ist den Verfassern solcher Theorien nicht bewusst, dass die Periode ein Zeichen von Fruchtbarkeit und Leben ist? Es ist unvorstellbar, wie selbst in der heutigen Zeit mit ganz natürlichen Dingen umgegangen wird.

Immerhin gibt es doch einige männliche Mitmenschen, die sich für den weiblichen Organismus interessieren und sich sogar mit der Mythologie der Frau beschäftigen. Ein Buch zu lesen, wie das von Margit Dahlke, Rüdiger Dahlke und Volker Zahn FRAUEN-HEIL-KUNDE ist wirklich Balsam für die Seele. Und auch mit Männern zu sprechen, die sich nicht scheuen Dir näher zu kommen, während Deiner Periode, ist eine wichtige Erfahrung, die wohl möglich nicht jede Frau macht. Das tut mir unsäglich leid!

Dann schaut man sich an, was alles auf dem Markt ist, womit man den Zyklus unsichtbar machen kann : Tampons, Binden, die Pille etc. Dies ist ein kleiner Aufruf an alle Frauen, die die Pille durchgängig nehmen : bitte lasst das – ihr unterdrückt damit eine wichtige Funktion Eures Körpers. Ich habe lange Zeit die Pille eingenommen, fast seit meinem 13. Lebensjahr geschätzte 15 Jahre. Mein Körper war nach dem Absetzten kaum mehr in der Lage einen einigermaßen regelmäßigen Zyklus zuzulassen. Kein Gynäkologe erzählt einer Frau von möglichen Nebenwirkungen und den Gefahren der Pille. Jeder Mensch mit einem gesunden Menschenverstand kann sich doch ausmalen, dass dies keine gute Lösung ist, nur um nicht schwanger zu werden. Alternative Verhütung gibt es mittlerweile recht viele und wer einfach zu bequem ist, benutzt ein Kondom. Die Kosten sind die selben und Du schadest Deinem Körper damit nicht. Hätte ich dieses Wissen vor 20 Jahren schon gehabt, wäre mir einiger Kummer erspart geblieben. Ich habe seit ein paar Jahren einen ziemlich gesunden Bezug zu meinem Körper und behandele ihn, wie ein Tempel, ich weiß, was mir gut tut und versuche weder Gefühle noch Symptome zu unterdrücken. Damit fühle ich mich wohl und ich lerne immer wieder dazu.

Die Menstruation ist ja nur ein kleiner Teil des weiblichen Körpers, aber eben ein ursprünglicher und physiologischer Vorgang, dem wir uns stellen sollten.
1950 wurde der Tampon erfunden und hat so mancher Frau sicherlich geholfen ihren Alltag zu beweltigen – klar sind wir froh über diese Erungenschaft – nur wurde damit das eh schon unangenehme Thema noch mehr zu einem Tabu. Und heute gibt es immer mehr Fälle vom toxischen Schocksyndrom. Mir war es bis vor Kurzem kein Begriff, doch ich las vor einiger Zeit einen Artikel von einem Model, welches durch die Verwendung von Tampons, daran erkrankte. Ihr wurde in letzter Sekunde sogar ein Bein genommen – furchtbar. Nun bekommt keinen Schreck, es betrifft nicht jeden Tampon, aber die Gefahr besteht bei Produkten, die mit einer Zellstoffschicht (meist Viskose) überzogen sind. EIn Warnhinweis findet ihr auf der Gebrauchsanleitung. Ich habe nach dem ich davon hörte mal recherchiert, was es noch so für Alternativen gibt und bin auf ziemlich interessante Dinge gestoßen :

Wer absolut nicht auf sie verzichten kann, sollte einfach hautfreundliche Baumwolltampons verwenden. Sie sind ungebleicht und es sind keine optischen Aufheller enthalten. Ich finde sie sind genauso leicht einzuführen, wie die konventionellen. Natürlich wird auch empfohlen einen Tampon NIE LÄNGER ALS 6 STUNDEN zu tragen, aber ihr seid auf der sicheren Seite, was die Materialqualität anbelangt. Nichts desto trotz ist es nicht die optimalste Lösung, da auch gewisse Bestandteile von Binden und Slipeinlagen unter Umständen die Basis für Krankheitserreger sein können. Bei einer schwachen Blutung kann ein Tampon die Scheide austrocknen – das kann zu mangelnder Vaginalflüssigkeit führen, die es Keimen und Bakterien der Vulva, des Dammes und der Analgegend leichter machen einzudringen. Verzichtet lieber auch auf Seifen, Sprays, Synthetik-Unterwäsche, Intimwaschlotionen und parfümierte „Hygienartikel“ – die Scheidenflora gerät dadurch aus dem Gleichgewicht und bietet nicht mehr den nötigen Schutz vor Erregern. Der Säureschutzmantel wird zerstört und dieser ist unheimlich wichtig für unsere Gesundheit.

Wer nun meint ich würde Baumwoll – Mehrweg – Binden empfehlen, liegt nicht ganz falsch, aber auch das ist für mich nicht die ultimative Lösung. Klar, sie sind der Umwelt sehr verträglich und auch nicht schädlich, aber mal ganz ehrlich, wer hat Lust mit einer Binde rumzulaufen und sie alle 2 Minuten zurück zuschieben, weil sie durchs Laufen immer wieder verrutscht. Gute Idee für die Nacht oder für Frauen, die eh lieber Binden tragen, aber für mich ist das auf Dauer nichts.

Es gibt noch VAGINALSCHWÄMMCHEN, die ich persönlich noch nie ausprobiert habe, die aber ganz interessant klingen. Sie wurden angeblich schon im alten Ägypten verwendet – die Anwendung ist einfach, er trocknet die Scheidenschleimhäute nicht aus und passt sich automatisch der natürlichen Scheidenform an. Vor dem Gebrauch spült man das Schwämmchen unter fließendem Wasser aus, drückt es aus und führt es ganz normal ein. Zu Beginn wird geraten, wenn die Blutung recht starkt ist (die ersten 2-3 Tage) den Schwamm alle 2-3 Stunden wieder auszuspülen und nach Ende der Periode kann man ihn gründlich ausspülen um ihn an der Luft zu trocknen. Ehrlich gesagt bin ich unsicher, ob das so hygienisch ist und würde da gerne nochmal mehr erfahren, bevor ich ihn hier nun anpreise, aber als Grundlage reicht mir diese Methode und ich kann wählen zwischen den Möglichkeiten. Ein starkes Argument jedoch ist, dass sie extrem lange halten und keinen Müll verursachen. Auf der Seite des Shops findet ihr auch eine Erweiterung des Schwämmchens für einen „hygienischen Intimverkehr“ JOYDIVISION heißen nun diese DInger –  mit anderen Worten : ihr könnt Euch fallen lassen, ohne Angst zu haben, dass das Bett danach wie ein Schlachtfelt aussieht. Ich persönlich brauche so eine verspielte Sicherheit nicht, aber ich möchte sie auf jeden Fall erwähnen.

Und nun möchte ich Euch meine Lieblingsvariante vorstellen, denn ich bin seit ein paar Wochen überzeugte Menstruationstassen Trägerin und hellauf begeistert von dieser tollen Erfindung. Das Tässchen bekommt man mittlerweile in jedem gut sortiertem Bioladen und natürlich Online über zum Beispiel ME LUNA.
Stöbert einfach mal ein bisschen und lasst Euch von Farbe, Form, Größe und Erfahrungsberichten überzeugen. Ich habe Größe M gewählt, da ich recht groß bin. Die Größe hängt aber von mehreren Faktoren ab, da lasst ihr Euch am besten beraten – auch das ist auf der Seite möglich. Anfänglich war es ein seltsames Gefühl und als ich den Becher das erste Mal über Nacht ausprobieren wollte, habe ich sogar ein kleines Bändchen daran befestigt, weil ich befürchtete es morgens nicht mehr rauszubekommen. Keine Angst, das passiert nicht, denn dank des kleinen Griffes und mit ein bisschen Fingerfertigkeit, lässt sich das Tässchen entspannt wieder entfernen. Von Entspannung muss ich Euch ja nichts erzählen, das gilt auch beim Tampon einführen und beim Frauenarzt. Bisher habe ich mich nur Zuhause getraut, aber werde mich während der nächsten Periode an einen Ausflug wagen. Meine Bedenken sind lediglich, dass es überläuft oder einfach unangenehm wird, doch spüre ich jetzt schon, dass ich mich ganz gut mit dem Teil anfreunden werde. Probiert es aus!

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Und hier noch ein grandioses Projekt TAMPONRUN von Andy Gonzales & Sophie Houser, die sich in dem Sommercamp von „Girls who code“ kennenlernten. Die beiden Mädels haben es wohl mit dieser App geschafft das Thema humorvoll anzugehen und wieder zum Gesprächsthema gemacht. Toll! Die Redaktion von Edition F hat einen Artikel veröffentlicht und das Thema ähnlich kritisch beleuchtet wie ich. Wir sind auf einem guten Weg! YEAH

Zervixschleim.